Bericht des Vorstandes zur Situation der VFW 614 – S/N G15 in Finkenwerder
Bremen, am 16. Dezember 2020
Wir berichteten bereits, dass die Museums-VFW 614, G15 im Oktober 2019 von ihrem Ursprungsstandort Flughafen Bremen zum Airbuswerk Hamburg-Finkenwerder verlegt wurde. Auf der werkseigenen Museumsinsel soll das Flugzeug jetzt seinen vorläufig letzten Standort erhalten. Hierzu soll es besucherfreundlich restauriert werden. Sämtliche Restaurierungsarbeiten vergab die Finkenwerder-Werksleitung an die gewerbliche Ausbildung am Standort. Dem Ausbildungsbereich war demnach ab Oktober 2019 die Aufgabe zugefallen, die G15 zellenseitig instandzu setzen und im Anschluss daran neu zu lackieren. Dies beinhaltete auch das Durchführen aller damit zusammenhängenden organisatorischen/logistischen Aufgaben, wie beispielsweise das Reservieren von Zeitfenstern für die Nutzung einer Lackierhalle. Auszubildende unterschiedlicherer Fachrichtungen beseitigten aufgetretene Korrosionsschäden, tauschten defekte Türdichtungen aus, reaktivierten eine Stromversorgung, polierten die Kabinenfenster und suchten daneben unermüdlich und erfolgreich nach Lösungen bei den diversen sonstigen aufgetretenen Problemen kleinerer und größerer Natur.
Beratend standen Fachleute des Vereins „Freundeskreis VFW 614 e.V.“ zur Seite. Nach Fertigstellung aller Rumpf- und Fahrwerksarbeiten wurde das Flugzeug am 22. Juni 2020 in die ehemalige A380-Lackierhalle 222 in Finkenwerder geschleppt.
Unübersehbar wirkte das Flugzeug etwas verloren in dieser Halle, die ursprünglich zum Lackieren des wesentlich größeren Airbus A 380 erstellt wurde. Da sich der zuletzt aufgebrachte Farbanstrich nicht durch beizen entfernen ließ, blieb den in der Lackierhalle tätigen Auszubildenden für „Beschichtungstechnik“ keine andere Wahl den alten Lack durch mühevolles manuelles Schleifen zu entfernt. Anschließend folgten dieselben Arbeitsgänge wie bei heutigen Neuflugzeugen, nämlich das Aufbringen von Grundierung, Basislack, Klarlack und Markierungen und Aufschriften.
Die Auszubildenden des Airbus-Werks in Hamburg-Finkenwerder übergaben nach der Lackierung das Flugzeug symbolisch im Rahmen einer Roll Out-Veranstaltung im Delivery Center Haus 249 an Dr. Georg Mecke, den Standortleiter des Werkes. Dr. Mecke, ehemaliger Bremer und – wie er verriet – mit eigenen Erinnerungen an die VFW 614, bedankte sich bei den Auszubildenden und ihren Ausbildern für das gezeigte große Engagement bei den Arbeiten am Flugzeug.
Seinen Dank richtete Dr. Mecke auch an die Mitglieder des Freundeskreis VFW 614. Freundeskreis-Mitglieder stellten neben Demontage und abschließendem Zusammenbauden komplikationsfreien und sicheren Umzug des Flugzeugs im Oktober 2019 von der Weser an die Elbe sicher. Mitglieder unterstützten die anschließende Instandsetzung des Flugzeugs durch bereitstellen von im Archiv vorhandenen technischen Unterlagen. Mitglieder standen für technische Fragen der Auszubildenden zur Verfügung. Mitglieder stellten aus dem Bremer Bestand benötigte Ersatzteile zur Verfügung. Außerdem war der Freundeskreis in der Lage, VFW-Fokker-Unterlagen zur Verfügung zustellen, die ein originalgetreues Lackierlayout des Flugzeugs ermöglichten. Hierzu besten Dank an Bernd Ratsch, der damals bei VFW-Fokker maßgeblich an Design-Entwürfen der Flugzeuge beteiligt war und heute noch in Bremen als Industriedesigner tätig ist.
Etwas mehr als 43 Jahre nach der Endmontage der G15 im ehemaligen VFW-Fokker-Werk Lemwerder bei Bremen fand mit diesem Flugzeug vermutlich letztmalig ein Roll-Out einer VFW 614 statt. Das jetzt präsentierte, schmucke Ergebnis der vorangegangenen Mühen und Arbeiten stellt zudem noch ein weiteres VFW 614-Farbdesign dar.
Das neue Außenlayout der G15 entspricht grundsätzlich dem der damaligen Serienflugzeuge G09, G10 und G11. Diese Flugzeuge wurden von VFW-Fokker als Werksdemonstrator genutzt. Rumpfstreifen und Aufschriften sind jetzt dagegen abweichend in Blau gehalten. Als amtliche Registrierung ist D-ASAX aufgebracht – die Registrierung, welche die G15 zuletzt als fliegender Fly-by-Wire-Erprobungsträger trug. In weiterer Gemeinschaftsaktion zwischen Airbus und den Mitgliedern des Freundeskreis VFW 614 wird im Jahr 2021 das nächste Vorhaben mit der G15 angegangen – die Kabinen-Ausstattung. Geplant ist unverändert den vorderen Bereich der Kabine mit den im Freundeskreis vorhandenen Interieur-Teilen originalgetreu als Passagierraum auszustatten und im rückwärtigen Teil der Kabine den Einbau des Fly-by-Wire-Testflugzeugs zu komplettieren und die Maschine für Besucher begehbar zu machen.
Sollte dies alles gelungen sein, kann ein bisher unerreichbar erschienenes Ziel verfolgt werden: Die Anerkennung der VFW 614, G15 als technisches Denkmal. Wir werden Sie über den Fortschritt der VFW 614-Aktivitäten an Elbe und Weser weiter informieren.